Er rauchte 60 Zigaretten am Tag und lehnte eine Einladung zur Nationalmannschaft ab. In Kaiserslautern und St.Pauli zu einer Legende geworden, inzwischen vom Tabakkonsum gezeichnet. „Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe“, so reflektiert der sympathische Verteidiger mit krächzender Stimme sein Leben. Aber er gibt sich kämpferisch: „Niemals aufgeben“, so lautet bis heute seine Devise.
Als Walter Frosch 1973 unter Erich Ribbeck seine Bundesligakarriere beginnt, ist er noch topfit. So fit wie man sein kann, wenn man selbst auf der Auswechselbank die eine oder andere Zigarette raucht. Er erspielt sich den Ruf der Kämpfers, gibt keinen Ball verloren und wird zu einer Stammkraft in der Abwehr der Pfälzer. Selbst die eine oder andere Eskapade abseits des Platzes kann ihn nicht aus der Startelf verdrängen. So erscheint Frosch beispielsweise zu einem Bundesligaspiel gegen Schalke mit roten blutunterlaufenen Augen, kann Trainer Ribbeck aber glaubwürdig weismachen, es handele sich hierbei um eine Bindehautentzündung. Dass aus dem Vorhaben „beim Griechen nur zwei, drei Ouzo trinken“ ein dieser Abend mit einem 400m-Wettlauf um 10 Liter Bier gegen ein paar Freunde wurde, kam erst später heraus. Frosch spielt gegen Schalkes Nationalspieler Kremers, dieser wird nach nur 18 Minuten verzweifelt ausgewechselt. Walter Frosch ist immer auf den Punkt topfit, so braucht man nicht zu erwähnen, dass er den nächtlichen Wettlauf trotz 100m Startrückstand gegen seine Freunde natürlich gewinnen konnte.
Mit dieser Disziplin und seinem unermüdlichen Einsatz gewinnt Frosch schnell die Herzen der Fans. Dabei war sein Start in Kaiserslautern alles andere als gelungen. Frosch hatte kurzerhand 2 Verträge unterschrieben und erschien zum Trainingsauftakt bei Bayern München, dessen Angebot wohl lukrativer war. Der DFB musste schlichten und Frosch fortan beim FCK spielen, allerdings erst, als seine Sperre von 4 Monaten aufgrund der Vertragsunstimmungkeiten abgelaufen war. Die Zeit bis zur Entscheidung verbrachte Frosch entspannt auf Mallorca.
Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten wird Walter Frosch durch sein Mundwerk berühmt. „Wenn Sie solider leben, dann könnten Sie noch viel höher spielen“, attestierte ihm Ribbeck schon früh. Aber Frosch denkt gar nicht daran. Er verbringt seine Abende lieber in der Kneipe und gibt später zu Protokoll „Ich rauche lieber als vögeln“. Selbst die Einladung von Jupp Derwall zur damaligen B-Nationalmannschaft schlägt Frosch aus. „Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Nationalmannschaft oder in der Weltauswahl.“ Diese Mischung aus Selbstironie und Selbstüberschätzung gefällt den Fans und Walter Frosch wird zum Kult-Kicker.
Als das Verhältnis zu Kaiserslautern bricht, wechselt Frosch zum FC St.Pauli. Mit dem Kiezklub steigt er in die Bundesliga auf. In dieser Saison kassiert er in 37 Spielen 27 gelbe Karten. Der DFB führt daraufhin eine Spielsperre ein (1 Spiel Sperre nach 4 gelben Karten, heute nach 5 gelben Karten). Diese Maßnahme bringt ihn in die Geschichtsbücher. In der folgenden Saison ist Frosch lange verletzt und kann den direkten Wiederabstieg von St.Pauli nicht mehr verhindern. Nach einer weiteren Zweitligasaison wechselt er in den Amateurbereich. Die sportliche Karriere von Walter Frosch geht ohne große Titel und mit nur 60 Bundesligaspielen zu Ende.
Er übernimmt die Vereinskneipe von Victoria Hamburg, bis ihm sein Körper endgültig die gelbe Karte zeigt. Ein bösartiger Tumor im Gaumenbereich wird attestiert, dazu kommen Lungenoperationen und Blutvergiftungen. Walter Frosch liegt 111 Tage im Koma. Das Rauchen hat er aufgeben müssen, er hat Schluckprobleme und sitzt im Rollstuhl. Sein Markenzeichen, den Schnurrbart, trägt er bis heute. Und er gibt nicht auf, Walter Frosch kämpft um sein Leben, mit Disziplin. Zwar hat er noch Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme, aber mehrsilbige Worte kann er schon wieder sprechen.
Bei einem Heimspiel des FC St.Pauli halten die Fans ein Plakat in die Luft. „Niemals aufgeben, Walter Frosch!“, ist darauf geschrieben. Walter Frosch gibt nicht auf, er kämpft, denn das hat ihn immer ausgezeichnet. Und genau darum ist Walter Frosch ein Platz in der Elf der Legenden sicher.
Nachtrag: Am 23.11.2013 verstarb Walter Frosch nach langer Krankheit. RIP.
Das ist Walter Frosch
Geburtstag: 19. Dezember 1950
Nationalität: Deutschland
Bundesligavereine: 1.FC Kaiserslautern, FC St.Pauli
Bundesligaspiele: 61
Bundesligatore: 3
Länderspiele: 0
Länderspieltore: 0
Platzverweise: 0
Titelgewinne: –
Weiter so Walter. Geil.
Für mich (Baujahr 1959) und seit über 40 Jahren FC St.Pauli–Fan gab und gibt es bisher nur 3 Legenden am Millerntor: Fabian Boll, Stani und Walter Frosch!
einer davon ist leider schon gestorben….. Froschi, für mich warst Du damals der Größte und ich werde Dich immer in lebhafter Erinnerung behalten – ich bin froh, Dich damals im alten Clubhaus 1976 persönlich kennengelernt zu haben !!!!!!
Hoffentlich gibt es im Himmel Astrabier!!!!!!!