Vlado Kasalo: Wettschulden bei der Mafia

Die Empfehlung kommt von Franz Beckenbauer persönlich: „Der Vlado hat zweimal bei mir in der Weltauswahl gespielt, den könnt ihr blind nehmen.“ Genau dies macht der Club aus Nürnberg 1989 und verpflichtet den damaligen Jugoslawen für 1 Mio. DM von Dynamo Zagreb als neuen Libero, Ende der 80er eine durchaus stattliche Summe.

Doch für Nürnberg ist der Name Kasalo mit wenig Positivem behaftet. Der Nationalspieler aus Jugoslawien bricht sich früh das Bein, absolviert nur 5 Spiele und wird nach seiner ersten Saison bereits als „Fehleinkauf des Jahres“ tituliert, obwohl ihn Nürnbergs Präsident Schmelzer als „ganz dicken Fisch“ bezeichnet hatte. Er verpasst aufgrund der Verletzungen die Weltmeisterschaft in Italien.

Ganz dicke wird es dann im zweiten Jahr. Nürnberg spielt gegen den Abstieg und Kasalo gelingt ein bis heute unwiederholtes Kunststück. Sowohl im Heimspiel gegen Stuttgart als auch im folgenden Auswärtsspiel in Karlsruhe „unterläuft“ ihm ein Eigentor. Torwart Köpke war bis zu diesem Zeitpunkt 366 Minuten ohne Gegentor, der Club schien auf einem guten Weg Richtung Klassenerhalt. Doch durch die Eigentore verloren die Franken beide Spiele und es kamen Gerüchte auf, Kasalo hätte die Eigentore absichtlich erzielt. Die Körperhaltung soll für ungewolltes Einnetzen zu ungewöhnlich gewesen sein, schließlich wurden beide Treffer mit dem Kopf erzielt.

Was bekannt war: Trotz eines Jahresgehalts von 300.000 Mark plagten Kasalo hohe Schulden, Kasalo war ein beliebter Gast in Nürnberger Wettlokalen. Ausgerechnet Nürnbergs Schatzmeister Ingo Böbel, der vier Jahre später wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung selbst für 3,5 Jahre ins Gefängnis musste, hängte sich weit aus dem Fenster: „Ich bin tief traurig und menschlich ziemlich enttäuscht.“ Während Kasalo die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft mit einem „Alles Blabla!“ abtat, kochte die Gerüchteküche. Kasalo soll Wettschulden bei der jugoslawischen Mafia gehabt haben, erpresst und zu den Gegentoren gezwungen worden sein.

Der DFB und die Polizei begannen wegen Verdacht auf Wettbetrug zu ermitteln und sperrten Kasalo für den Rest der Saison. Am Gründonnerstag wird er von der Polizei festgenommen und wegen Fahren ohne Führerscheins und Beteiligung am illegalen Wettbetrug zu 6 Monaten Haft auf Bewährung und 15.000 DM Strafe verurteilt. Eine gezielte Manipulation kann ihm jedoch nicht nachgewiesen werden. Nürnberg schafft am Ende den Klassenerhalt – ohne Kasalo. Die 0-2 Niederlage in Karlsruhe war letztendlich auch das letzte Bundesligaspiel für den 1,86m großen Abwehrrecken.

Unterdessen bricht in Kasalos Heimatland Jugoslawien der Krieg aus. Er kehrt zurück nach Zagreb und kämpft für Kroatien im Balkan-Krieg gegen die Serben. Heute sagt er: „Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben.“ Nach 2 Jahren kehrt Kasalo nach Deutschland zurück und er bekommt eine zweite Chance. Mainz 05, zum damaligen Zeitpunkt graue Maus im Niemandsland der 2. Bundesliga, sichert sich die Dienste des Abwehrspielers. Eine Aktion, die nach dem Fall Hoyzer nahezu unmöglich geworden ist. Aber es sollte sich auszahlen: Kasalo spielt zwei herausragende Saisons bei den Rheinländern, wird vom kicker zum Spieler des Monats gewählt. Diesmal trifft er sogar 5x ins richtige Tor. 1994 kehrt er zurück nach Kroatien. Dort wurde er mehrmals wegen illegalen Waffen- und Drogenbesitzes verhaftet. In Nürnberg bleibt Kasalo auch als Kult-Kicker ein Dorn im Auge.

Das ist Vlado Kasalo

Geburtstag: 11.November 1962
Nationalität:
Jugoslawien/Kroatien
Bundesligavereine:
1.FC Nürnberg
Bundesligaspiele:
22
Bundesligatore:
1
Länderspiele:
15 für Jugoslawien/Kroatien
Länderspieltore:
0
Platzverweise: 0
Titelgewinne:

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