Stig Töfting: Kampfzwerg mit Schicksalsschlägen

Stig Töfting gilt als unermüdlicher Kämpfer, als unangenehmer Gegner auf dem Platz und als Schläger mit Verbindungen zu den Hells Angels abseits des Spielfelds. Die Vergangenheit des nur 1,76m kleinen Abwehrmannes ist gepflastert von Schicksalen, die ihm in unregelmäßigen Abständen die Hand ausrutschen ließen.

„Töffe“, wie ihn seine Freunde und Mitspieler nennen, beginnt seine Karriere bei seinem Heimatverein Aarhus GF in der ersten dänischen Liga. Nach seinem Debüt 1989 wird er schnell zu einer gesetzten Größe und schafft nach nur 4 Jahren sogar den Sprung in die dänische Nationalmannschaft, die kurz zuvor in Schweden Europameister geworden ist. Das Ausland wird aufmerksam auf den unermüdlichen Rackerer und Töfting geht 1993 zum Hamburger SV. Dort kann er sich aufgrund einer Knieverletzung nie durchsetzen und wird erst nach Odense, dann erneut nach Aarhus ausgeliehen und 1995 auch an seinen Exklub verkauft. Ein zweiter Anlauf in Hamburg ist im Jahr 2000 erfolgreicher, Töfting macht in 2 Jahren 47 Spiele für die Rothosen. Er wechselt vom MSV Duisburg an die Elbe, wo er ebenfalls 2 Jahre im deutschen Profifußball aktiv war. Mit Duisburg erreicht er überraschend 1998 das DFB-Pokalfinale. Überall wird er durch seine aufopferungsvolle Spielweise zum Liebling der Fans. Seine Motivation: „Ich möchte für den kleinen Mann auf der Straße auf die Barrikaden steigen.“

 

Um seinen Platz in der Dänischen Nationalmannschaft zu sichern, geht Töfting 2002 nach England, zu den Bolton Wanderers. Aber hier wird Töfting erstmals außerhalb des Platzes auffällig. Er ist in einer Kneipenschlägerei involviert, wird zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Trotz dieses Vorfalls und einer Verletzung (er macht für Bolton nur 14 Spiele), erkämpft sich Töfting einen Stammplatz in der Nationalelf und erreicht mit Dänemark bei der WM überraschend das Viertelfinale, wo die Elf an Brasilen scheitert.

Im Anschluss an die WM 2002 passiert es dann erneut. Stig Töfting wird handgreiflich, als der Besitzer eines Restaurants in der Kopenhagener Innenstadt die Musik nicht leiser drehen will, damit Töfting und 8 andere dänische Nationalspieler singen können. So wird aus einer Feier zur erfolgreichen Teilnahme bei der WM eine Rangelei, Töfting schlägt dabei mehrfach zu und verletzt den Besitzer mit einer Kopfnuss. Auch ein Angestellter wird attackiert. Später wird Töfting von der Polizei in Gewahrsam genommen und schließlich von einem Gericht verurteilt.

Wie es zu der erneuten Entgleisung kommen konnte wird schnell klar. Im Laufe der WM hatte eine dänische Zeitung das wahre Schicksal von Stig Töfting aufgedeckt. Sie berichten, dass sein Vater erst seine Mutter und dann sich selbst tötete, als Töfting erst 13 war. Mit der Veröffentlichung beginnt in Dänemark eine Debatte über Moral des Journalismus, da Töftings Kinder zu diesem Zeitpunkt scheinbar keine Kenntnis von dem Ableben ihrer Großeltern hatten. Töfting, macht die Berichterstattung zu schaffen, der Boulevardjournalismus lässt ihn die Kontrolle verlieren. Als Töfting 2003 die Verurteilung anfechten will, stirbt sein erst 4 Wochen altes Kind, der nächste Schicksalsschlag in seinem Leben. Töfting entscheidet sich, die Haftstrafe anzutreten und löst den Vertrag mit Bolton auf.

3 Monate und 16 Tage sitzt Töfting im Gefängnis. Zu seinen Aufgaben gehört auch das mähen des Rasens, „der Rasenmäher“ ist von diesem Zeitpunkt an sein zweiter Spitzname. Es jedoch auch der Anfang vom Ende seiner fußballerischen Karriere. Töfting spielt nach der EM kein einziges Mal mehr für die Nationalelf, dabei hatte er sich bis dato mit 41 Länderspielen und insgesamt 2 EM- und 2 WM-Teilnahmen zu einem der erfolgreichsten dänischen Nationalspieler hochgearbeitet. Seine Erlebnisse im Gefängnis stellt Töfting später in einem Buch „No regrets“ dar. Den Titel hat er auf den Bauch tätowiert, seinen durchtrainierten Körper schmücken zudem unzählige Tribals und Symbole.

 

Nach der Zeit im Gefängnis bekommt Töfting in China eine neue Chance. Er spielt eine Saison bei Tianjin Teda, anschließend wechselt wieder nach Aarhus, zum dritten Mal in seiner Karriere. Dort ist seine Heimat, sein vertrautes Umfeld. Doch auch endet eine Weihnachtsfeier mit einer Schlägerei. Töfting wird gekündigt, geht nach Schweden, wird zum Altstar beim unterklassigen BK Häcken und führt das Team aus der Abstiegszone ins gesicherte Mittelfeld. Er wird gefeiert und ruhiger, die Schlagzeilen sind durchweg positiv. Doch nach einem Jahr in Schweden zieht es ihn wieder zurück nach Dänemark. Er beendet 2 Jahre später im Trikot von Randers FC seine Laufbahn, wird Assistent und arbeitet inzwischen wieder in Aarhus.

Nebenbei versucht sich Töfting als Boxer, lässt seine Energie auf legale Weise raus und nimmt an Showkämpfen teil. Es ist ruhiger um den tätowierten Kampfzwerg geworden, so wie er es sich wünscht. „Ich habe soviel Schlechtes erlebt, ich möchte endlich in Ruhe gelassen werden. Ich bin ein ganz normaler Typ, ein Familienvater. Ich habe meine Strafe abgesessen. Es gibt für mich keinen Grund zurückzuschauen.“ Für uns hat er sich mit seinem Kämpferherz einen Platz in der Kultelf erspielt.

Das ist Stig Töfting

Geburtstag: 14. August 1969
Nationalität:
Dänemark
Bundesligavereine:
Hamburger SV, MSV Duisburg
Bundesligaspiele:
124
Bundesligatore:
6
Länderspiele:
41
Länderspieltore:
2
Platzverweise: 0
Titelgewinne:

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2 Kommentare

  1. hat er jetzt 20 oder 41 länderspiele??

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