Er war 4x Spieler des Jahres in Litauen, 3x Meister und 1x Pokalsieger in Österreich, schoss ein Tor des Jahres und kam auf dem Zenit seiner Karriere von Austria Wien zum Hamburger SV. Von diesem Zeitpunkt an ging es langsam bergab mit Valdas Ivanauskas. Für den heutigen Trainer der litauischen U18-Nationalmannschaft war Deutschland bis heute kein gutes Pflaster.
Eigentlich gab es keine Einwände gegen eine Verpflichtung des bulligen Stürmers. Ivanauskas war einer der besten Torschützen in Österreich, spielte erfolgreich für die sowjetische und später litauische Nationalmannschaft und brachte alle Qualitäten mit, die beim Hamburger SV gesucht wurden. Ein Mittelstürmer, Strafraumspieler, torgefährlich. All dies kann man ihm bis heute auch nicht absprechen, nur die mickrige Ausbeute seiner Chancen kann man ihm vorwerfen.
Trotzdem wurde der Rumpelfußballer Ivanauskas beim HSV zum Publikumsliebling. Dank ständiger Bemühungen hatte schnell die Fans auf seiner Seite. Er rackerte und kämpfte, seine Heißblütigkeit brauchte ihm zudem schnell den Spitznamen „Ivan, der Schreckliche“ soviel mehrere Feldverweise ein. „Wenn ich ungerecht behandelt werden, werde ich böse“, so eine seiner Aussagen. Zu seiner Zeit in Österreich bekam er einst eine rote Karte, weil er den Schiedsrichter „Sau“ genannt haben soll. Vor dem Strafsenat konnte er dann aber glaubwürdig darstellen, dass er lediglich in seiner Landessprache „Was ist los?“ gesagt habe, und wurde daraufhin freigesprochen. Ivanauskas spielte 4 Jahre für die Rothosen und erzielte in 91 Spielen 13 Tore.
Als der Vertrag mit dem Hamburger SV nicht verlängert werden sollte, wurde der aufstrebende VfL Wolfsburg auf Ivanauskas aufmerksam. Der Stürmer trainierte 3 Tage bei den Wölfen zur Probe und sollte anschließend in die Autostadt wechseln. Ein Haus im Grünen, ein hübscher Neuwagen und ein gut dotierter Dreijahresvertrag wurden ihm vom VfL angeboten. Doch die Verantwortlichen hatten die Rechnung ohne seine Frau Beatrix gemacht. Sie flehte ihren Mann an, nicht nach Wolfsburg zu wechseln. „Valdas, ich liebe dich, aber ich kann nicht in Wolfsburg leben“, sollen ihre Worte gewesen sein. Der Wechsel scheiterte, Ivanauskas ging statt dessen mit 30 Jahren im besten Fußballeralter mit und wegen seiner Frau nach Salzburg.
„Unser Fehler war, dass wir die Umgebung nicht so genau angeguckt haben“, sagte Ivanauskas heute. Er konnte dem Wunsch seiner Frau einfach nicht widersprechen, musste seine Ehe retten. „Ich fahre nie, nie mehr nach Wolfsburg.“ Seit dieser Zeit soll es einen Passus in den Verträgen der Wolfsburger Spieler geben, der sie dazu verpflichtet, maximal 35 Kilometer von Wolfsburg entfernt zu wohnen. Viele Spieler ziehen dennoch eine Bleibe in Braunschweig vor, was bei den lokalen Rivalen natürlich immer wieder für Spott und Häme sorgt.
Skurril ist jedenfalls der weitere Verlauf der Karriere von Valdas Ivanauskas. Nachdem er den finanziell sicher reizvollen Vertrag in Wolfsburg ablehnen musste und 2 Jahre in Salzburg kickte, wechselte er nach Wilhelmshaven, zum unterklassigen SV, mit dem er von der Regionalliga in die Oberliga abstieg. Ein für sein Kaliber sicherlich unvergleichbarer sportlicher und finanzieller Abstieg, wie es Beatrix zudem in der nicht unbedingt mit Schönheit übersäten Industriehafenstadt ausgehalten hat, ist nicht überliefert. Ivanauskas beendete seine Karriere als Spieler dann kurze Zeit später beim BV Cloppenburg, ebenfalls seines Zeichens niedersächsischer Oberligist.
Nach seiner aktiven Zeit blieb Ivanauskas dem Fußball treu. Er erwarb die Trainerlizenz und war unter anderem Co-Trainer der litauischen Nationalmannschaft, gewann die litauische Meisterschaft mit dem FBK Kaunas, gewann den schottischen Pokal mit Heart of Midlothian und trainierte zwischenzeitlich auch mal für 12 Spiele die Mannschaft von Zweitligist Carl Zeiss Jena, wurde aber dort kurzfristig aufgrund von Misserfolg ausgetauscht. Auch sein Lohn wurde gepfändet, weil Ivanauskas es versäumte, bei seinem Wechsel von Hamburg nach Österreich Umzugsrechnungen zu begleichen. Wie es seiner Frau in Jena gefallen hat ist ebenfalls nicht bekannt. Aktuell ist Ivanauskas Trainer der litauischen U18-Nationalmannschaft, es ist daher in Deutschland etwas ruhiger um ihn geworden. Seine Tochter Patricia stand 2008 im Finale der Popstars-Castingshow, für die daraus resultierende Band Queensberry wurde sie aber nicht gewählt.
Das ist Valdas Ivanauskas
Geburtstag: 31. Juli 1966
Nationalität: Sowjetunion/Litauen
Bundesligavereine: Hamburger SV
Bundesligaspiele: 91
Bundesligatore: 13
Länderspiele: 33 für Sowjetunion/Litauen
Länderspieltore: 8
Platzverweise: 3
Titelgewinne: Spieler des Jahres in Litauen 1990, 1991, 1993, 1994. Mehrfacher Österreichischer Meister und Pokalsieger