Ihn kennt jeder Panini-Fan, oder zumindest sein Bild aus dem Sammelalbum „Fußball 96“. In der Bundesliga konnte Mike Werner aufgrund einer Verletzung nur wenige Fans von seiner Leistung überzeugen, aber mit seiner Vokuhila-Frisur (Abkürzung für vorne-kurz-hinten-lang) und dem dazu passenden Oliba (Oberlippenbart) darf er als echter Kult-Kicker in keinem Geschichtsbuch fehlen.
Zwar war Mike Werner nicht der einzige Spieler, der Mitte der 90er Jahre eine derartige Haarpracht mit sicher herum trug, aber keiner trieb es so weit, die Haare vom Hinterkopf über die Schultern bis zur Brust zu tragen. Doch Mike Werner trug nicht immer diese außergewöhnlicher Frisur. Als er aus der Jugend von Energie Cottbus zu Vorwärts Frankfurt wechselt, werden Sonderlocken verboten. Zwar macht Werner bereits mit 17 Jahren seine ersten Spiele in der DDR-Oberliga, da Vorwärts Frankfurt jedoch ein Armeesportverein ist, muss er auf lange Haare und Ohrringe verzichten. Erst mit seinem Wechsel zu Motor Eberswalde beginnt Werner mit der Profilbildung. Er fällt mir seinem außergewöhnlichen Stil und seiner Frisur in der damaligen DDR auf, „da viele damals ja den gleichen Haarschnitt hatten“. Er fühlt sich als Rebell, trägt Cowboystiefel und hat schon früh ein Fable für Motorräder.
Mit 16 Jahren bekommt Mike Werner dann erstmals die Macht des kommunistischen Staates zu spüren. Eine Kritzelei in einem Schulheft wird ihm zum Verhängnis. Aus Langeweile malt er eine Mauer und den Slogan „Die Mauer muss weg“. Ein Offizier entdeckt das Werk und Werner wird Fluchtgefahr unterstellt. Er wird für alle internationalen Spiele gesperrt und verpasst so als Jugendnationalspieler die U17-Weltmeisterschaft, ein erster Knick in der noch jungen Karriere.
In Eberswalde entdeckt ihn schließlich ein Späher von Hansa Rostock und lotst Werner zum Ostseeclub. Er macht dort in seiner ersten Saison wieder 9 Spiele in der höchsten ostdeutschen Liga. Während die Mauer fällt und Deutschland wieder vereint wird, gewinnt Hansa unter Trainer Uwe Reinders und mit Mike Werner in der Abwehr den Titel und wird damit letzter Fußballmeister der Deutschen Demokratischen Republik. Zur Saison 1991/92 wird die ostdeutsche Oberliga mit der westdeutschen Bundesliga vereint. Nur 2 Teams aus der damaligen DDR dürfen in der höchsten gesamtdeutschen Spielklasse mitkicken, eine Entscheidung, die die ostdeutsche Fußballwelt bis heute nicht verkraftet hat. Neben Rostock ist es Vizemeister Dynamo Dresden, die es jetzt mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund zu tun bekommen sollten, statt gegen den BSV Stahl Brandenburg oder den Eisenhüttenstädter FC Stahl anzutreten. Doch die Saison wird nicht die Spielzeit von Mike Werner. An der gesetzten Rostocker Abwehrkette um Alms, März, Wahl und Straka kommt der damals erst 20-Jährige nicht vorbei. Nur einmal wird Werner eingewechselt, beim 0-5 gegen Schalke 04 darf er 22 Minuten erfolglos mitwirken und vom Platz aus zusehen, wie die beiden letzten Schalker Tore fallen.
Am Ende der Spielzeit gehört Hansa Rostock zu den 4 Absteigern, die aus der 20 Vereine umfassenden Liga eine Etage tiefer weiterspielen müssen. Zwar liegen zwischen Platz 9 und 19 nur 8 Punkte (damals galt noch die 2-Punkte-Regel), aber am Ende fehlt Rostock nur 1 Sieg und Dresden bleibt als einziges Ostteam erstklassig. Wahl und Straka verlassen die Mannschaft und Mike Werner wird in der 2. Liga zum Stammspieler in Rostocks Abwehr. Er absolviert 100 Zweitligaspiele in 3 Saisons und ist mitverantwortlich, dass Hansa 1994/95 als Zweitligameister der Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingt. Werner lässt es sich nicht nehmen, beim Autokorso der Aufstiegshelden als einziger mit seinem neu erworbenen Motorrad mitzufahren.
Es ist die Saison 1995/96, in dem Werner per Panini-Bild zur Legende wird, doch auch diesmal ist die oberste deutsche Spielklasse kein gutes Pflaster für den Abwehrmann. Am 3. Spieltag im Spiel gegen Borussia Dortmund, verdreht sich Werner in seinem ersten Saisoneinsatz bei einem Zweikampf mit Knut Reinhardt nach 42 Minuten das Knie und ihm reißt das Kreuzband. Die Verletzung muss mehrfach operiert werden, heilt nicht richtig und entzündet sich immer wieder. Nach nur 64 Bundesligaminuten endet die Profikarriere des damals erst 25-Jährigen.
Werner versucht zwar einen Neustart beim unterklassigen TSV Graal-Müritz, steigt mit dem FC Neustrelitz in die 4. Liga auf, muss seine aktive Karriere aber schließlich beim PSV Ribnitz-Damgarten beenden. Heute ist er Jugendtrainer und hat sich von seiner kultigen Frisur getrennt. Als seine Ehe scheitert und er einen Umbruch in seinem Leben anstrebt, kommt die Haarpracht ab. „2 Monate habe ich überlegt, erst dann habe ich mich getraut“, so Werner. Mit seiner jetzigen Kurzhaarpracht wäre er mit Sicherheit in Vergessenheit geraten, so gehört Werner in jede Top10-Liste jedes Paninibildsammlers.
Das ist Mike Werner
Geburtstag: 13. Februar 1971
Nationalität: Deutschland
Bundesligavereine: Hansa Rostock
Bundesligaspiele: 2
Bundesligatore: 0
Länderspiele: 0
Länderspieltore: 0
Platzverweise: 0
Titelgewinne: DDR-Oberliga Meister 1991, DDR-Pokalsieger 1991