Was würde wohl der ehemalige Bundesligaprofi Dieter Schlindwein zu der gegenwärtigen Foul-Diskussion sagen, die BVB-Coach Thomas Tuchel nach der Niederlage der Borussia gegen Bayer Leverkusen losgestoßen hat und die sich erstaunlich lange in der Medienlandschaft aufhält … ?
Schlindwein zählt wohl zu dem härtesten Haufen an Spielern, die Bundesliga-Fans bisher zu sehen bekommen haben. Auch wenn er sich selbst nicht als „Treter“ bezeichnet hat, weil er nach eigenen Angaben „auch Pässe spielen“ konnte, spricht die Fußballstatistik eine klare Sprache. In 186 Spielen in der ersten Bundesliga wurde ihm insgesamt 38 gelbe und 3 rote Karten vors Gesicht gehalten, in 147 Zweitligaspielen erkämpfte er sich 30 gelbe und eine rote Karte.
Unser Kultkicker verkörpert also offenbar einen Spielertypen, der für defensive Stabilität und Aggressivität steht. Um dies zu unterstreichen, wurde er von seinen Mannschaften mit dem Spitznamen „Eisen-Dieter“ ausgezeichnet. Schlindwein selbst brachte Fußballdeutschland einst folgendes bei: „Wenn du halbherzig in die Zweikämpfe gehst und dich bei Schüssen wegdrehst, kannst du nicht gewinnen“. Ob Roger Schmidt das seinen Jungs vor dem Spiel gegen Dortmund ins Gedächtnis rief, lässt sich nicht bestätigen, aber der heutige Jugendtrainer Schlindwein wird seine eigene Spielphilosophie sicherlich wiedererkannt haben.
Als Spieler konnte „Eisen-Dieter“ an seiner ersten Profistation SV Waldhof Mannheim der Mannschaft dabei helfen, nach fünf Spielzeiten den schweren Weg des Aufstiegs in die erste Fußballbundesliga zu erreichen. Am 13. August 1983 empfing Mannheim am ersten Spieltag Werder Bremen. Als frischer Bundesligist errang Schlindwein und Co. den ersten Sieg mit 2 zu 0. Der SV Werder Bremen war es dann auch, der Dieter Schlindwein zwei Jahre später zu sich holte. Dieser Transfer ist allerdings eher in die Kategorie Missverständnis einzuordnen, da er bereits nach nur einem Jahr zu Eintracht Frankfurt wechselte. Schlindwein durfte hier mit dem Gewinn des DFB-Pokals 1988 seinen größten sportlichen Erfolg feiern.
Als er zu Beginn der Saison 1989/1990 für den FC St. Pauli auflief, stieg er schließlich zum Kultkicker und Fanliebling auf. Hier machte er mit einem Abstieg in die 2. Bundesliga und dem erneuten Aufstieg 1995/1996 alle Gefühle der Fußballgemeinde Hamburgs mit. Das eigene Millerntor war dann auch das letzte, was er bewachte. Im Jahre 1996 beendete Dieter Schlindwein seine aktive Profikarriere und zwar auf eine Art und Weise, die zu einem Spieler mit dem Spitznamen „Eisen-Dieter“ passte: mit einer roten Karte …