Wenn nicht er, wer dann? Hebt Ansgar Brinkmann das RTL-Dschungelcamp 2018 auf ein neues Trash-Level? „Ich würde dort gerne alles kaputt machen und nach acht Stunden wohl schon die ersten Kandidaten würgen“, sagte der Kult-Kicker im Vorfeld der Kult-Sendung, an der er ursprünglich um keinen Preis teilnehmen wollte. „Ich lasse mich nicht kaufen. Ich habe doch nicht 20 Jahre lang Fußball gespielt, damit die Leute auf der Straße sagen: guck mal, da ist der Typ aus dem Dschungel.“ Offenbar hat ein hübsches Sümmchen aus der Schatulle des Privatsenders den 48-Jährigen zum Umdenken bewegt. Nun reiht er sich ein in die illustre Liste der Ex-Fußballer, die bereits den australischen Urwald unsicher gemacht haben. Die Zuschauer dürfen sich auf einen echten Typen freuen, ausgestattet mit Schlagfertigkeit, Witz, Krawallpotenzial und einem reichen Vorrat an Anekdoten.
Jimmy Hartwig machte den Anfang. Es folgten Eike Immel, Ailton, Thomas Häßler und Torsten Legat. Zum Dschungelkönig hat es keiner von ihnen geschafft. Holt Ansgar Brinkmann nun etwa seinen ersten großen Titel? Fußballerisch ist ihm der ganz große Coup nie gelungen. Sportlich war er eher der Mann fürs Grobe. Ein Arbeiter und Antreiber, wie gemacht für die 2. Liga. Zweimal schaffte er mit seinem Team den Aufstieg (Eintracht Frankfurt 1998, Arminia Bielefeld 2002), doch er blieb jeweils nur ein Jahr in der obersten Spielklasse.
Trainer Rolf Schafstall verpasste ihm beim VfL Osnabrück einst den Spitznamen „weißer Brasilianer“ – in Anlehnung an seine filigrane Ballbehandlung. Da sich der junge Brinkmann allerdings ebenso elegant abseits des Platzes vergnügte, kam schnell auch der weniger charmante Zusatz „Trinkmann“ dazu. Legendär ist seine Ansage auf dem Anrufbeantworter „Sie erreichen mich bis morgens um fünf in meiner Stammkneipe“. In seinem Buch „wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich“ beteuert er jedoch, dass er nie regelmäßig über die Stränge geschlagen sei. „Wenn, dann allerdings richtig.“
Beispiel gefällig? Nach einer Weihnachtsfeier beim FC Gütersloh 1996 sprintete er 60 Meter über sieben Taxis hinweg und beförderte zur Krönung einen Pflasterschein in ein Schaufenster. Oder: Um sich einer Alkoholkontrolle durch die Polizei zu entziehen, ließ Brinkmann seinen Porsche und seine weibliche Begleitung zurück, um über Zäune und Vorgärten die Flucht anzutreten. Erst Stunden später stellte er sich den Beamten.
Aus dem Dschungelcamp indes sollte er nach Möglichkeit lieber nicht auf eigene Faust abhauen, bei all dem Getier, was außerhalb so kreucht und fleucht. Dr. Bob wird ihm wohl dringend von solchen Versuchen abhalten. Der Satz „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ wird allerdings wohl auch nicht über Brinkmanns Lippen kommen. Dies entspricht einfach nicht seinem Ruf als „enfant terrible“.
Angesichts der Eskapaden außerhalb des Rasens ist ihm wohl die ganz große Karriere verwehrt geblieben, bei den Fans schlug er jedoch immer voll ein. Einer der letzten Straßenfußballer Deutschlands, der sein Herz auf der Zunge trägt und sich nie in eine Form pressen lassen wollte. Ein absoluter Publikumsliebling. Entsprechend ist er viel rumgekommen. Über ein Dutzend Vereine in zwei Jahrzehnten, insgesamt 316 Spiele in der 2. Bundesliga und 59 in der 1. Bundesliga. 2007 absolvierte er im Trikot von Preußen Münster sein letztes Profi-Spiel. Am 27. März 2009 feierte er in der Bielefelder SchücoArena offiziell Abschied. Das Spiel zwischen dem Team Ansgar und den Arminia-Allstars endete 6:6. Kurz vor Schluss holte sich Brinkmann noch symbolisch seine letzte rote Karte ab. „Ich hätte heute lieber 50 Länderspiele als 50 Anekdoten“, so Brinkmann etwas wehmütig. Die ein oder andere wird er bestimmt am Lagerfeuer zum Besten geben. Die Liste ist lang und vielschichtig: der Einbruch in eine Eisbahn in Gütersloh, Pommes rot-weiß bei der Teambesprechung vor einem Spiel („das ist mein Benzin“), eine Schlägerei in einem Schnellrestaurant oder dubiose Anlagegeschäfte, durch die er viel Geld verlor.
Brinkmann ist nun bereit für „Reis, Bohnen und Hängematte“. Als Luxusartikel hat er sein Longboard dabei. Was will er damit im Dschungel? „Das ist etwas Emotionales. Ich fahre damit gern mal nachts um drei durch Bielefeld oder hole mir von der Tanke ’ne eiskalte Coke. Das wird jetzt erst mal wegfallen. Das stelle ich mir nicht leicht vor.“
Auf eine Sache muss der Lebemann allerdings nicht verzichten. Den Anblick weiblicher Reize. „Wenn du als Fußballprofi neben der Uni wohnst, ist das wie im Supermarkt“, hatte er zu seiner Bielefelder Zeit einmal gesagt. Liebeleien gab es schon einige im Camp. Brinkmann dürfte einem weiteren Kapitel nicht abgeneigt sein. Ex-Bachelor Kandidatin Kattia Vides hat es ihm bereits angetan. „Die Kattia ist schon ein Lichtblick. Ich glaube, das Erste, was ich zu ihr sagen werde, ist: ‚Können wir bitte erst miteinander schlafen und dann reden?‘ Ich glaube, das ist entspannter“.
Auch wenn es in dem Fall nicht zum Äußersten kommen sollte, Brinkmann wird das Camp bereichern, auch wenn er letztlich auf den Sieg pfeift: „Ich habe 20 Jahre Abstiegskampf hinter mir und nie etwas gewonnen. Diesen Titel brauche ich jetzt auch nicht, den braucht kein Mensch!“. Einen Sprüche klopfenden Kult-Kicker in Top-Form allerdings schon. Ordentlich Alarm im Dschungel scheint garantiert und bei den Buchmachern ist er sicherlich einer der Top-Favoriten auf den Titel 2018 in Australien.