Dietmar Hamann: Eine Legende mit Schattenseiten

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Dietmar – genannt „Didi“ – Hamann seine Karriere beendet hat. Noch bis 2011 stand er als defensiver Mittelfeldspieler auf dem Platz. Dennoch hat der heute 41-Jährige weltweit Kultstatus erreicht. Dabei verlief seine Karriere nicht immer nach plan. Vor allem seine schockierende Beichte zu seiner Lebenskrise, inklusive Spiel- und Alkoholsucht, überraschte und beeindruckte viele seiner Fans.

Hamanns Karriere als Spieler

Didi Hamann wuchs in der Nähe von München auf, als Juniorenspieler kam er dann zum FC Bayern. Bis 1998 absolvierte er 106 Bundesliga-Partien für die Münchner, bevor er zu Newcastle United in die Premier League wechselte. Nach nur einem Jahr ging es weiter nach Liverpool, wo er in sieben Jahren fast 200 Erstligaspiele absolvierte. Hamann blieb der englischen Liga treu und wechselte 2006 zu Manchester City. Drei Jahre später ließ er seine Karriere als Aktiver bei Milton Keynes ausklingen.

Als Fußballer galt Hamann als Prototyp des unauffälligen, aber enorm effizienten Mittelfeldakteurs. Mit der Bezeichnung „Metronom“ adelten ihn die englischen Zeitungen zu seinen besten Zeit. Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni lobte einst: „Dietmar ahnt die Situation, bevor sie entsteht.“

Zu Hamanns größten Erfolgen zählen die deutsche Meisterschaft 1994 und 1997, der UEFA-Pokal 1996 und 2001 sowie natürlich der Champions-League-Titel im Jahr 2015. Beim Finale 2005 gegen den AC Mailand wurde er bei einem Rückstand von 0:3 zur Halbzeit eingewechselt und konnte dazu beitragen, das Spiel in ein 3:3 zu drehen. Beim entscheidenden Elfmeterschießen verwandelte Hamann den ersten Elfmeter für Liverpool. Das Spiel ging als eines der verrücktesten Champions-League-Spiele aller Zeiten in die Geschichte ein. Wer hier in der Halbzeit auf die Sensation gewettet hatte, wurde reich. Und das nicht durch einen Angebotscode für einen Buchmacher, sondern allein dank einer hervorragenden Intuition.

Auch in der deuschen Nationalmannschaft kann Didi auf eine lange Karriere zurückblicken: In 59 Länderspielen erzielte er fünf Tore, im Jahr 2002 wurde er mit Deutschland bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea Zweiter. Außerdem nahm Hamann mit der Nationalmannschaft an der WM 1998, der EM 2000 und der EM 2004 in Portugal teil.

Besondere Beziehung zum Wembley-Stadion

Erwähnenswert ist auch Hamanns besondere Verknüpfung mit der Geschichte des Wembley-Stadions: Er war nämlich der letzte Spieler, der vor dem Abriss des alten Stadions dort traf: der Treffer zum 1:0-Sieg  gegen England gelang ihm am 7. Oktober. Aufgrund dieses Tores versuchten deutsche Fans, die Namensgebung der 2005 neugebauten Brücke auf dem Grundstück des Wembley-Stadions zu beeinflussen.

Hierfür wurde eine offene Abstimmung veranstaltet. In deutschen Foren und Communities wurde zum massenhaften Voting für Hamann aufgerufen. Dann das ernüchternde Ergebnis: Obwohl der Name „Dietmar Hamann Bridge“ auf diese Weise am häufigsten vorgeschlagen wurde, entschied sich die Jury zum Unmut vieler Hamann-Fans gegen den Vorschlag. So bleibt die Geschichte doch nur eine nette Anekdote.

Die Schattenseiten seiner Karriere

Weit mehr als das ist das „Geständnis“, das Hamann in seiner Biografie im Jahr 2012 offenbarte. In einer Art Lebensbeichte erzählt er dort von Spielsucht und Alkoholismus. Diese schwere Phase musste er nach dem Abschied von seinem Herzensklub FC Liverpool im 2006 durchstehen. Nach dem Scheitern seiner Ehe setzte er große Summen vor allem auf Cricket-Wetten. In Online-Casinos war er allerdings nie unterwegs. Dennoch sind diese Probleme nicht zu unterschätzen. Weil der Sport es ihm im Herbst seiner Karriere immer weniger geben konnte, mussten Wetten herhalten.

„Mein Kopf war dadurch beschäftigt und je mehr er damit beschäftigt war, desto weniger musste ich über die Verwüstung in meinem Inneren nachdenken“, so Hamann in seiner Biografie. Umso besser, dass Hamann bald wieder auf die Erfolgsspur zurückfand. Das offene Umgehen mit seinen Problemen brachte ihm viel Respekt ein. Seine „Selbstzerstörung“ hat er schnell wieder selbst beendet: „Ich habe meine Probleme gelöst. Meinen Töchtern geht es gut. Sie werden immer meine Nummer eins im Leben sein. Und wir haben jetzt ein schönes Leben.“

Der Blick in die Zukunft

Nach dem Ende seiner Karriere war Dietmar Hamann als TV-Experte bei Sky aktiv. Die Beichte seiner Lebenskrise hat ihm also erfreulicherweise nicht geschadet. In Zukunft will sich Hamann wieder auf die sportliche Karriere konzentrieren: Nach seiner Zeit als Spielertrainer bei Milton Keynes unterschrieb Hamann einen Vertrag als Co-Trainer beim Zweitligisten Leicester City.

Im Juli 2011 übernahm er dann das Traineramt bei dem Fünftligisten Stockport County, trat aber bereits im November desselben Jahres wieder von seinem Amt zurück. Nichtsdestotrotz ist nicht daran zu zweifeln, dass Hamann in Zukunft auf der großen Bühne des Weltfußballs eine Rolle spielen wird.

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