Alex Alves (†): Die Diva im weißen Pelzmantel

Alex Alves (Alexandro Alves Do Nascimento) ist bis zum heutigen Tag der mit 15,2 Mio. DM teuerster Einkauf der Hertha-Geschichte. Er ist aber auch Symbol für die vielen Missverständnisse zwischen südamerikanischen Spielern und deutschen Bundesligisten. Private Probleme, mangelhafte Integration und Auffälligkeiten Abseits vom Platz lassen immer wieder talentierte Spieler zu so genannten Skandalnudeln werden. Alex Alves ist einer von ihnen.

Es sollte der große Coup von Dieter Hoeneß werden. Als der Manager von Hertha BSC Berlin in der Winterpause 1999/2000 den älteren Bruder des Barca-Stars Dani Alves an die Spree lockt, hoffen die Anhänger endlich auf die entscheidende Verstärkung, die Ihren Verein zum Meisterschaftskandidaten macht. Doch Alves wird nicht der erhoffte Superstar der Berliner. Nachdem sich herausstellt, dass Alves‘ Berater seinem Schützling die Hertha nur als Übergangsverein und Sprungbrett nach Europa verkauft hatte und Alves jeher auf einem schnellen Wechsel nach Italien oder Spanien hofft, wird klar, dass die Verpflichtung der Diva aus Brasilien zum größten Fehlgriff in der Ära Hoeneß‘ wird.

 

Sportlich beginnt jedoch zunächst alles wie geplant. Alves wird sofort ein Teil der Mannschaft und fügt sich mit 4 Toren in 15 Spielen der Rückrunde ein. Die Hertha verpasst zwar die Qualifikation zur Champions League, aber Platz 6 ist ein durchaus gelungenes Ergebnis. Als in der Sommerpause dann klar wird, dass Alves wohl länger als die angedachten 6 Monate in Berlin bleiben muss, kommt seine Diva durch. Wie viele Südamerikaner in Nord- und Mitteleuropa fühlt sich Alves nicht wohl, besonders seine Frau Nadja findet an Berlin alles andere als Gefallen.

Die Berliner Boulevardpresse weiß spätestens seit dem unvergessenen Auftritt im weißen Pelzmantel mit Kettchen und Unterhemd bei der Weihnachtsfeier von Hertha, dass die Hauptstadt nicht nur um einen Fußballer reicher ist. Alves tappt von einem Problem in das nächste. Eitelkeiten wie seine blondierten Strähnchen und das häufige Präsentieren seines Waschbrettbauchs mischen sich mit Verspätungen beim Training weil die Schranke in der Tiefgarage sich nicht öffnet. Die mehrfache Überschreitung der Geschwindigkeit hat eine Strafe und den Dienstwagenentzug zur Folge, selbstverständlich wird fortan ein Chauffeur bereitgestellt. Die legendäre Geschichte vom geplatzten Interview, weil Alves das dafür versprochene Schnitzelbrötchen nicht bekommen hatte, die Liste der Skurrilitäten, die mit seinem Namen verbunden sind ist lang. So bricht Alves eine notwendige Kernspintomografie ab, weil ihm die Untersuchung in der Röhre zu lange dauert, lässt wegen angeblichen Fußpilz und Hodenentzündung das Training sausen und geht statt mit der Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Wolfsburg zu fahren lieber shoppen.

Auch auf dem Platz wechseln sich Höhe- und Tiefpunkte ab. Als Alves im September 2000 mit einem Fernschuss direkt vom Anstoßkreis das zur Wende herbeiführende 1-2 gegen den 1.FC Köln erzielt (Endstand 4-2), gelingt ihm nicht nur das Tor des Jahres 2000, sondern auch ein großer Schritt in Richtung der Fans. Keine 8 Wochen später verpasst er Leverkusens Nico Kovac einen Leberhaken, fliegt vom Platz und zieht den Zorn der Anhänger wieder auf sich.

 

Das sportliche Auf und Ab setzt sich über die Jahre fort. Mit Hertha qualifiziert sich Alves 4x in Folge für den UEFA-Cup, die Auftritte der Berliner in diesem Wettbewerb sind jedoch zum großen Teil gruselig und mit frühzeitigem Scheitern gegen unterklassige Gegner verbunden. Insgesamt erzielt Alves in seinen 81 Bundesligapartien 25 Treffer für die Hertha, 2 weitere international. Die Torquote ist also durchaus überzeugend, aber die Einstellung und die Auffälligkeiten bereiten Trainer und Vorstand immer wieder Kopfzerbrechen. Alves kommt nie wirklich in Berlin an.

Die Ehe mit seiner Frau Nadja, ehemalige Verlobte von Superstar Ronaldo, geht in die Brüche. Sie fühlt sich in Deutschland nicht wohl, immer wieder kommt es zur Trennung. Herthas Manager Hoeneß empfiehlt Alves, seine Ehe zu beenden, doch der Spieler kämpft, besonders um die gemeinsame Tochter. Mit den Gedanken ist Alves längst nicht mehr beim Fußball, so bleibt Hertha schließlich keine andere Wahl, als zu versuchen, den millionenschweren Transferflop loszuwerden. Sogar einen Teil des Gehalts will Hertha weiterzahlen, wenn sich doch nur ein Abnehmer für die Nummer 7 finden ließe.

In einer Nacht- und Nebel-Aktion flüchtet Alves schließlich zurück in seine Brasilianische Heimat. Im Gepäck die Hoffnung, dass sein Leben dort wieder in gerade Bahnen geleitet werden kann und sein privates Glück zurückkehrt. Doch es kommt anders. Alves, der den Abgang aus Europa als „schlimmsten Schritt seiner Karriere“ bezeichnet, wird auch bei seinem neuen Club Atletico Mineiro nicht glücklich. Seine Mutter wird schwer krank und seine Ehe ist endgültig beendet. Alves begibt sich in eine Therapie, hat durch die Scheidung große finanzielle Einbußen. Die Einsicht, dass er doch besser in Europa geblieben wäre, folgt zu spät. Nach nur 7 Monaten wird er bei seinem Club wegen Undiszipliniertheiten gefeuert, weil er Fans beschimpft hatte.

Fortan versucht Alves alles Mögliche, um wieder nach Europa zurückkehren zu dürfen, doch seine Auftritte haben Spuren hinterlassen, es gibt keine Interessenten. Frust und Bauch wachsen, Alves ist unglücklich. 2007 darf er bei der Vorbereitungsphase von Alemannia Aachen mitwirken, aber zu einer Verpflichtung kommt es nicht. Alves geht für 3 Monate nach China und kommt mit Stauballergie und Halsentzündungen zurück. Er spielt ein Jahr in der Rio-Liga, vergleichbar mit der deutschen Regionalliga. Erst 2008 findet Alves einen Arbeitgeber in Europa. Für 1,5 Jahre spielt er beim griechischen Zweitligisten AO Kavala. Dort beendet er nur ein Jahr später seine Karriere. Ein großes Talent, das mit Problemen im Privatleben seine Leistung in Berlin nie komplett zeigen konnte. Und danach eigentlich auch nicht mehr.

Nachtrag: Am 14.11.2012 wurde bekannt, dass Alex Alves nach einer Leukämie-Erkrankung in seiner Heimat Brasilien im Alter von nur 37 Jahren verstorben ist.

 

Das ist Alex Alves

Geburtstag: 30. Dezember 1974
Nationalität: Brasilien
Bundesligavereine: Hertha BSC Berlin
Bundesligaspiele: 81
Bundesligatore: 25
Länderspiele: 0
Länderspieltore: 0
Platzverweise: 2
Titelgewinne: Tor des Jahres 2000

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