Rainer Rauffmann – Vom Blinden zum Fußballgott!

Zweimal Meister, viermal Torschützenkönig, mit 42 Saisontreffern Kandidat für den Goldenen Schuh Europas, von den Fans geliebt und gefeiert wie ein Volksheld … Was hier nach Stars wie CR#7 klingt, passt nicht wirklich zu Rainer Rauffmann, oder?

Rainer Rauffmann dürfte dem einen oder anderen eher als mittelmäßiger Stürmer der 2. Bundesliga in Erinnerung geblieben sein. Mannschaften wie Blau-Weiß 90 Berlin, SV Meppen, Eintracht Frankfurt oder Arminia Bielefeld passen da schon eher ins Raster. Zwei Abstiege, Zoff mit Arminia-Coach Middendorp, Strafrunden bis zum Umfallen … das klingt nach Rainer Rauffmann, oder?

War der 1,90m Mann aus Kleve auf deutschem Rasen, von einigen Toren in der 2. Bundesliga einmal abgesehen, weitestgehend glücklos und nicht der Rede wert, so wandelte sich dies im Jahre 1997 dramatisch, als Rauffmann sich auf der Mittelmeerinsel Zypern niederließ und seine eigene Kultkicker-Geschichte schrieb.

 

Mit 30 Jahren wechselte er zu Omonia Nikosia und brillierte bereits in der ersten Saison mit 42 Toren. Rauffmann brach alle Rekorde. Er schoss Nikosia zweimal zum Meistertitel, nahm viermal in Folge die Torjägerkrone mit nach Hause und konnte später auf eine stolze Torbilanz verweisen: 181 Tore in 152 Liga-Spielen. Neben dem Platz feierten und vergötterten die Fans ihn! Ein zypriotischer Comedian wiederholte jede Woche im Fernsehen die Worte: „Rauffmann! Rauffmann! Schon wieder ein Tor! Ich kann es nicht mehr hören!“. Er lernte seine spätere Frau Maria kennen, die ihm ein Kind schenken sollte. Da schien es kaum verwunderlich, dass Rauffmann sich so wohlfühlte, dass er sich im Jahre 2002 hat einbürgern lassen.

Als zypriotischer Staatsbürger wurde er schließlich noch im Alter von 35 Jahren in die Nationalmannschaft berufen. Dort durfte er gegen Zidane und Frankreich in der EM-Qualifikation antreten. Allerdings musste bei der 1:2 Niederlage sein eigenes Fußball-Märchen enden. Zwei Jahre später beendete Rainer Rauffmann seine Profi-Karriere, blieb Zypern aber als Trainer und Scout erhalten. Als sich der Anorthosis Famagusta FC 2008 für die Champions League qualifizierte und auf Bremen traf, schien sich in Sachen Fußball einiges auf der Mittelmeerinsel entwickelt zu haben. Für den Kultkicker Rauffmann stand nämlich eines fest: „Ein Blinder wie ich würde hier heute keine 40 Tore mehr machen.“

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