Edgar Schmitt: Vom Looping-Schmitt zum Euro-Eddy

Obwohl die Profikarriere von Edgar Schmitt erst mit 28 Jahren startet, ist heute sein Name für jeden Fan ein Begriff. Innerhalb einer Woche wurde aus „Looping-Schmitt“ „Euro-Eddy“, die wahrscheinlich unvergesslichste Woche seines Lebens. Mit dem Underdog Karlsruher SC gewinnt er sensationell 7-0 gegen den spanischen Tabellenführer FC Valencia. Schmitt erzielt dabei 4 Treffer und wird zur Legende.

Erst mit 28 Jahren wechselt er nach unterklassigen Vereinsstationen beim FSV Salmrohr, 1.FC Saabrücken und Eintracht Trier im Jahr 1991 zur Frankfurter Eintracht. Hinter Yeboah, Andersen, Sippel und Kruse ist er allerdings nur Stürmer Nummer 5 und kann sich nach dem verpassten Titelgewinn erst im zweiten Jahr nach dem Weggang von Sippel und einer Verletzung von Andersen zum Stammspieler hochkämpfen. Für die SGE macht Schmitt 10 Tore in 24 Spielen und schießt das Team am Ende der Saison durch sein 2-1 im letzten Saisonspiel beim HSV auf den 3. Tabellenplatz. Edgar Schmitt wechselt zum Karlsruher SC und wird dort zur Legende.

Den bis heute sehr geläufigen Spitznamen „Euro-Eddy“ verpasst ihm Jörg Dahlmann, Kommentator des legendären „Wunders vom Wildpark“. Der KSC hatte das Hinspiel der 2. Runde der UEFA-Cup der Saison 1993/94 mit 1-3 beim spanischen Tabellenführer und Top-Favoriten FC Valencia verloren. Schmitt hatte schon beim 2-1 gegen Eindhoven in der 1. Runde getroffen und auch den Ehrentreffer im Hinspiel ging auf seine Kappe. Doch die Karlsruher gingen nach der Hinspielniederlage als klarer Außenseiter ins Rückspiel. Nur ein Wunder würde bei dem Hinspielergebnis gegen die übermächtig scheinenden Spanier noch helfen können. Und so kam es.

 

Es ist der 2.11.1993 und die Woche hat nicht gut begonnen für Edgar Schmitt. Mit mindestens einem Schutzengel ausgestattet überschlägt sich der 30-Jährige viermal, als er mit seinem Auto von der Straße abkommt. Mit einer Schnittverletzung im Ohr und leichten Prellungen kommt Schmitt davon und wird von den Fans neckisch „Looping Schmitt“ genannt. Doch für das große Spiel im Wildpark ist er bereit. Trainer Winnie Schäfer ist wegen seines Verhaltens am Spielfeldrand von der UEFA gesperrt und darf die Mannschaft bei diesem Spiel eigentlich nicht betreuen. Dennoch stimmt er das Team in der Kabine auf das Spiel ein. Als sich ein UEFA-Beauftragter nähert, versteckt sich Schäfer unter einer Winterjacke hinter der Kabinentür.

Das Spiel beginnt wie erwartet. Valencia hat einige Chancen und der KSC muss sich bei Torhüter Oliver Kahn bedanken, dass das Spiel nicht schon früh von den Spaniern in eine vorentscheidende Richtung gedreht wird. Dann läuft die 29. Minute. Ein Pass aus dem Mittelfeld auf Manni Bender, dessen Flanke drückt Edgar Schmitt über die Linie. Der mit offiziell 25.000 Zuschauern ausverkaufte aber deutlich überfüllte Wildpark jubelt, Schmitt läuft mit erhobenen Armen Richtung Außenlinie. Bengalische Feuer werden abgebrannt. Keine 5 Minuten später ein ähnliches Bild. Flanke von Carl, diesmal von rechts, und wieder ist es Schmitt, der den Ball versenkt und sich jubelnd Richtung Außenlinie aufmacht. Zu diesem Zeitpunkt ist der KSC aufgrund des Auswärtstors bereits sensationell in der nächsten Runde.

Auch beim folgenden 3-0 ist Schmitt entscheidend beteiligt. Etwa 25 Meter vor dem Tor bekommt er einen Ellenbogen eines Spanischen Abwehrspielers ins Gesicht und bleibt am Boden liegen. Der Spanier übersieht dabei den außen vorbeilaufenden Rainer Schütterle, der per Heber zum 3-0 einnetzt. Schmitt wirkt benommen, wankt, kann aber weiterspielen. Was ist schon ein Ellenbogencheck gegen einen 4-fachen Überschlag im Auto!? Nachdem Valencia kurz vor der Halbzeit nur den Pfosten trifft, spielt sich der KSC in einen wahren Rausch. Schmarow erzielt in der 2. Hälfte von der Strafraumgrenze das vorentscheidende 4-0, bevor Edgar Schmitt per Kopf das 5-0 und per schönem Schuss aus 16 Metern das 6-0 nachlegt. Der obligatorische Jubellauf zur Außenlinie folgt. Seine Auswechselung nach 4 Treffern wird minutenlang beklatscht, auf den Tribünen können die Fans nicht glauben, was sie an diesem Abend erleben. In der letzten Minute erzielt Slaven Bilic noch das 7-0 und setzt damit den Schlusspunkt für ein legendäres Spiel der Karlsruher Vereinsgeschichte.

Noch heute zaubert der Gedanke an das Spiel jedem Karlsruher ein Lächeln aufs Gesicht. Es ist das Spiel, in dem Edgar Schmitt aus Rittersdorf in der Eifel zum Euro-Eddy wird. Für den KSC ist dieses Spiel der Beginn einer großen Saison. Die Badener schmeißen in der folgenden Runde Girondins Bordeaux mit Zinedine Zidane aus dem Wettbewerb (0-1; 3-0) und scheiden erst im Halbfinale nach dem Sieg gegen Boavista Porto (1-1, 1-0) unglücklich mit 2 Unentschieden (0-0 auswärts, 1-1 zuhause) gegen den SV Salzburg aus, die im Finale gegen Inter Mailand verlieren. Valencia hingegen verliert die Tabellenführung und dann Trainer Guus Hiddink und verpasst am Ende der Saison die erneute UEFA-Cup-Qualifikation. Auch der KSC spielt im folgenden Jahr nicht mehr international. Bis zum letzten Spieltag liegt das Team auf Platz 3 der Bundesliga, nach einem desolaten 1-5 gegen die bereits abgestiegene Wattenscheid 09 überholen Leverkusen, Dortmund und Frankfurt noch und der KSC muss sich mit dem undankbaren Platz 6 begnügen.

Zur Saison 95/96 wechselt Sean Dundee zum Karlsruher Sportclub. Edgar Schmitt gelingt es in Folge dessen nicht mehr, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. In den folgenden 2 Spielzeiten absolviert er nur noch 3 komplette Bundesligaspiele und kommt über seine Rolle als Joker nicht mehr hinaus. Ende 1996 wechselt er mit zu Zweitligist Fortuna Köln, bevor er nach 1,5 Jahren und 8 Toren für die Fortuna dort seine Fußballschuhe an den Nagel hängt. Es ist eine kurze Profikarriere, in der es Edgar Schmitt selten über eine Jokerrolle hinaus gebracht hat. Trotzdem kennt seinen Namen dank einer großartigen UEFA-Cup-Saison mit einmaligem Unterhaltungswert jeder.

Seit 2005 ist Schmitt Trainer mit durchwachsenen Anstellungen in Aalen, bei den Stuttgarter Kickers und als Trainer von Ailton beim KFC Uerdingen in Krefeld. Aktuell scoutet er Spieler für den VfR Aalen. In Karlsruhe ist Euro-Eddy bis heute eine Legende. Die Spiele des vermeidlichen Underdogs KSC haben den Fans außergewöhnliche Momente bereitet und Edgar Schmitt hat einen großen Anteil daran.

Das ist Edgar Schmitt

Geburtstag: 29. April 1963
Nationalität:
Deutschland
Bundesligavereine:
Eintracht Frankfurt, Karlsruher SC
Bundesligaspiele:
102
Bundesligatore:
31
Länderspiele:
0
Länderspieltore:
0
Platzverweise: 1
Titelgewinne:

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Ein Kommentar

  1. 2 Fehler:
    – es war der 2. November und die Flanke zum 2:0 war von Carl, nicht Spörl.

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